
Für Regionalzeitungen wird die Luft immer dünner.
In Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist die Neue Westfälische (NW) eine Mantelkooperaton mit der Lippischen Landeszeitung (LZ) und dem Mindener Tageblatt (MT) eingegangen und hat somit keine eigene Mantelredaktion mehr. Auch haben Westfalen-Blatt (WB) und NW die Lokalsportteile zusammengelegt.
Westfalen-Blatt (WB) und Unternehmensgruppe Aschendorff aus Münster (Westfälische Nachrichten/WN) haben voriges Jahr unter dem Dach einer Westfälischen Medien Holding AG fusioniert. Aschendorff war über die C.W. Busse Holding bereits seit 2011 indirekt mit 24,9 Prozent am Westfalen-Blatt beteiligt. Faktisch handelt es sich jetzt eher um eine Übernahme des WB durch die Münsteraner. Im Januar 2019 hieß es noch: »An den Strukturen der beiden Unternehmen im Münsterland mit den Aschendorff Medien und in Ostwestfalen mit dem Westfalen-Blatt ändert sich durch diese Fusion nichts.« Nun aber verliert die Mantelredaktion des WB zehn Vollzeitstellen.
Aus Gütersloh – immerhin Kreisstadt – zieht sich das WB ganz zurück und geht eine Kooperation mit der Glocke in Oelde ein. [1]Für mich persönlich besonders schmerzlich. Immerhin bin ich seit 1994 eines der wenigen offiziellen Ehrenmitglieder der Lok-Red GT. Irgendwo habe ich die vom Redaktionsbeirat unterzeichnete Urkunde … Weiterlesen … Die Glocke wiederum schließt ihre Redaktion in Ahlen und bezieht dem Deutschen Journalistenverband NRW zufolge Inhalte von Aschendorff.
Einnahmen der Verlage und die Auflagen schrumpfen seit Jahren. Verluste von 4 Prozent pro Quartal (!) und mehr sind nach Jahren der Auto-Kannibalisierung der Branche und Qualitätsoffensiven – sprich: offensiv gegen Qualität – die Regel. Wäre dies eine Schachpartie, dürfte man sagen, dass auch auf dem Zeitungsmarkt in Ostwestfalen-Lippe das Endspiel begonnen hat.
Welche Figuren am Ende noch auf dem Brett stehen werden, bleibt abzuwarten. Zittern dürfen meiner Einschätzung nach vor allem die Mitarbeiter der in SPD-Besitz stehenden NW. Wer bei der Reise nach Jerusalem keinen Stuhl – sprich: Partner – mehr findet, verliert. Und mit den Zwergen aus Detmold und Minden ist auf Dauer kein Staat zu machen. Doch sind natürlich auch Fusionen und Beteiligungen keine Arbeitsplatzgarantie – siehe WB.
Im Grunde sind das alles Frontbegradigungen bzw. Rückzugsgefechte – nicht nur in OWL. Der gerade bekannt gewordene Verkauf der Mitteldeutschen Zeitung von DuMont an Bauer zeigt dies sehr deutlich.
»Zusammen mit der »Mitteldeutschen Zeitung« setzt Bauer offenbar darauf, in Sachsen-Anhalt eine kritische Masse zu schaffen, um durch Synergien die Überlebenschancen der Blätter in einem schrumpfenden Markt zu erhöhen.«
Die eigentliche Frage aber ist, was das Verschwinden von Regionalzeitungen für die (ehemaligen) Leser bedeutet. Verlage sind ja kein Selbstzweck. Wenn sie ihren Job nicht machen, braucht sie kein Mensch.
Nicht immer ist ein vermeintlicher Verlust auch ein tatsächlicher.
Anmerkungen
↑1 | Für mich persönlich besonders schmerzlich. Immerhin bin ich seit 1994 eines der wenigen offiziellen Ehrenmitglieder der Lok-Red GT. Irgendwo habe ich die vom Redaktionsbeirat unterzeichnete Urkunde noch. Damals war Lothar Schmalen Lokalchef. |
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