
Das Beste, was man über den Ausgang dieser Bundestagswahl sagen kann, ist: Kenia bleibt in Afrika. Die Grünen werden an einer neuen Regierung nicht beteiligt sein. Da muss man sich nicht grämen; es gibt ja noch die Linke, die fast 9 Prozent erreicht hat. Totgesagte leben länger. Und andere, die vor Kraft kaum laufen konnten, wurden auf Normalmaß gestutzt und werden wohl wieder machen, was sie vielleicht besser können: Kinderbücher schreiben. Oder – äh – Trampolinspringen. Und der eigentlich beste Kanzler aller Zeiten darf sich künftig den ganzen Tag im Spiegel bewundern und toll finden. So wie der andere Verlierer, dieser Porschefahrer.
Aber wir haben ja auch einen Wahlsieger, oder? Hm, ist nicht so einfach. Das Ergebnis der CDU ist nicht so glanzvoll wie es scheint. Nur mit Mühe ist es dem Sauerländer gelungen, die selbsternannte Alternative auf Distanz zu halten. Im Hohen Haus wird er gerade mal zwölf Sitze mehr haben als sein blauer Mitbewerber. Da er aber versucht hat, als AfD light anzutreten, haben immer noch viele das Original gewählt, weil sie dem Nachahmer nicht wirklich trauen. Ohne CSU sähe es düster aus.[1]Es darf auch mal darauf hingewiesen werden, dass in Bayern die AfD (19 %) gegen die CSU (37,2 %) kein Bein an die Erde bekommen hat. Es geht also.

So kommt es wahrscheinlich zu etwas, was man früher »Große Koalition« nannte. Heute bekommen wir eher eine Notregierung, getragen von einer Notkoalition. »Alternativlos« wird das heißen. Und ob das gelingt – selbst das nicht einmal sicher. Zwar braucht es dafür nun keine drei Partner mehr, was es einfacher macht, aber immer noch zwei. Und der Junior könnte trotz seines Debakels auf die Idee kommen, sich doch für den wahren Sieger zu halten und in alter Großmannssucht den Bogen zu überspannen. Das würde Neuwahlen bedeuten. Dazu würde ich zumindest den Sozis nicht raten; es sei denn, sie möchten als nächstes noch rausfinden, wie es sich unterhalb von 10 Prozent anfühlt.
»Groß« ist an der einzig möglichen Allianz übrigens gar nichts. Schließlich kommen die beiden zusammen (!) gerade mal auf 45 % der Stimmen (ohne CSU nur 39 Prozent). Wer da jubelt, hat nichts verstanden.[2]Übrigens: Beide Wahlkreise mit Lippe-Bezug gingen an die CDU. Mitleid mit der regionalen SPD ist allerdings fehl am Platze.
Scheitert die Sondierung, stehen wir alle schneller wieder an der Wahlurne als wir »Söder« sagen können.[3]Ich fand übrigens keineswegs, dass der bayerische Ministerpräsident am Wahlabend besonders fröhlich aussah.

Und selbst wenn es zur »NoKo« kommt, wird der künftige Kanzleramtsbewohner vier Jahre lang den kalten Atem der Wahlschweizerin im Nacken spüren. Und die wird leichtes Spiel haben, ihn vor sich herzutreiben, angesichts dessen, was der Kandidat alles versprochen hat.
Und dann wäre da noch eine Kleinigkeit: Angesichts der Probleme, die ins Haus stehen, gibt es keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Zumal jetzt der Stift mal Chef spielen darf. Auf ihn warten an allen Ecken Herausforderungen, gegen die alles bisherige nur ein Zeitenwendle war. Und das alles in der ganz großen Arena für die ganz große Liga. Fragt sich, ob er nur eine Kreisligatruppe aufbieten wird. Dann wäre ja alles wie immer. [4]Ich würde wetten, dass auch der schwarze Habeck aus Düsseldorf auf einen Kabinettsposten lauert. Dann könnte er elegant seinen schwarz-grünen Scherbenhaufen dem Nachfolger vor die Füße kippen.
Das darf einem Sorgen machen.
Also, nein. Ich denke, mit dem Ergebnis kann niemand wirklich zufrieden sein. Aber es hätte schlimmer kommen können.
Am Rande bemerkt: Ich hadere seit langem mit der Wahlrechtsänderung, die jetzt erstmals ihre Wirkung zeigt. Zwar ist gegen das Ziel, den Bundestag zu verkleinern, nichts zu sagen. Aber dass im Ergebnis etliche Frauen und Männer, die ihren Wahlkreis direkt gewonnen haben, nicht in den neuen Bundestag einziehen, geht eindeutig gegen mein Demokratieverständnis. Und zwar ganz egal, wen es jetzt trifft.
Es sind übrigens 23 an der Zahl.
Erfreulich immerhin ist eines: Die Wahlbeteiligung von fast 83 Prozent ist sensationell. Die Wähler sind aufgewacht. Das ist ein Gewinn.
Anmerkungen
↑1 | Es darf auch mal darauf hingewiesen werden, dass in Bayern die AfD (19 %) gegen die CSU (37,2 %) kein Bein an die Erde bekommen hat. Es geht also. |
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↑2 | Übrigens: Beide Wahlkreise mit Lippe-Bezug gingen an die CDU. Mitleid mit der regionalen SPD ist allerdings fehl am Platze. |
↑3 | Ich fand übrigens keineswegs, dass der bayerische Ministerpräsident am Wahlabend besonders fröhlich aussah. |
↑4 | Ich würde wetten, dass auch der schwarze Habeck aus Düsseldorf auf einen Kabinettsposten lauert. Dann könnte er elegant seinen schwarz-grünen Scherbenhaufen dem Nachfolger vor die Füße kippen. |