
Geld regiert die Welt. Vor allem, wenn es um Windkraft geht.
Es ist immer wieder interessant, wie im Land des Hermann Entscheidungen von großer Tragweite zustande kommen. Auch als langjähriger journalistischer Beobachter kommt man gelegentlich noch ins Staunen. Zum Beispiel bei der Frage, warum nun doch – wahrscheinlich – sieben riesige »Windräder« im Teutoburger Wald an der Gauseköte gebaut werden dürfen. Ohne Rücksicht auf den Naturschutz. Ohne Rücksicht auf den Artenschutz. Ohne Rücksicht auf den Wasserschutz. Ohne Rücksicht auf den Landschaftsschutz. Ohne Rücksicht auf Belange des Tourismus – insbesondere der Adlerwarte Berlebeck. Ohne Rücksicht auf die große Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz.
Einzig und allein im Interesse privater Profiteure hat der Kreis Lippe in Absprache mit der Bezirksregierung den mehrfachen Salto rückwärts vollzogen und nunmehr doch sein Placet gegeben, nachdem er nur Wochen zuvor das Projekt abgelehnt hatte. Und nur Tage, bevor der aktualisierte Regionalplan solche Planungen an solchen Orten auf Dauer dankenswerterweise verhindert hätte. Und das nur deshalb, weil die politisch Verantwortlichen nach Fingerzeigen des (wieder mal!) OVG Münster kalte Füße bekommen hatten und Schadenersatzklagen der skrupellosen Windkraft-Gewinnler fürchteten. Sagen sie jedenfalls.
Wer hat die Aktion angestoßen und koordiniert?
Nur – was genau ist eigentlich in den wenigen Wochen passiert? Warum auf einmal diese seltsame Volte?
Nun, das ist leicht erklärt. Einige Kämmerer der insgesamt 16 lippischen Kommunen haben sich verbündet – man könnte auch sagen verschworen – und den Kreis Lippe massiv unter Druck gesetzt. Da hatte einer dran gedreht. Wie der Pivit schon vermutet hatte.
Vordergründig wird mit der Sorge argumentiert, eine mögliche und eventuell erfolgreiche Schadensersatzklage des Windkraft-Kartells könne auf die Höhe der Kreisumlage durchschlagen. Und das mögen die eh schon klammen Kämmerer gar nicht. Und deren Bürgermeister auch nicht, die das Schreiben zweifellos abgesegnet haben.
So jedenfalls liest sich ihr Brief an den scheidenden Landrat Axel Lehmann und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag vom 11. März 2025. Also nur 15 Tage vor der Ziehung der Millionen-Lotterie mit ihren fürstlichen Gewinnen auf dem Hiddeser Berg.
Tatsächlich aber dürfte noch ein anderes Motiv dahinterstecken. Die Kommunen nicht nur in Lippe haben längst einen begehrlichen Blick auf mögliche Einnahmen aus Projekten der »Erneuerbaren Energie« – und damit des Erneuerbaren Geldes – geworfen. Die Windbarone haben sie erfolgreich angefüttert. Das EEG bzw. nun Klima- und Transformationsfonds (KTF). Windparks oder (zunehmend) Photovoltaik mit kommunaler Beteiligung und so. Damit kann man auf Kosten der Allgemeinheit prima Kohle machen. Und wenn’s um das schnelle Geld geht, kann man schon mal die guten Manieren in der kommunalen Familie vergessen. Und auch das Parteibuch.
Wobei die Strippenzieher sicherlich eines haben. Ich nehme an, es ist rot. Wäre ja nix Neues.
Fragt sich, wer genau das angezettelt und organisiert hat. Das muss ja jemand schreiben, abstimmen und koordinieren – kurz: in die Hand nehmen. Sicher jemand, der a) selbst stark engagiert sein möchte in der Energieabzocke und b) dem Plan Gauseköte immer schon sehr wohlwollend begegnet ist. Ganz egal, was die Bürger davon halten. Schalten und spalten. Klingelt da was?
Also dem Pivit fällt da eigentlich nur eine Stadt ein. [1]WV. Kümmern!
Wer sich genauer über die Aktion der Kassenhüter informieren möchte, kann das im folgenden PDF des fraglichen Schreibens tun.
Gern geschehen.
Schreiben-der-Lippischen-Kaemmerer-wegen-SchadensersatzDie Namen der Verantwortlichen sind ja hier nicht eigens aufgeführt. Aber das klärt sich, wenn man das verspätet eingetrudelte dritte Blatt des Schreibens kennt.[2]Hinweis: In der ersten Fassung dieses Textes gestern abend war aufgrund des zunächst fehlenden dritten Blattes des Schreibens von allen 16 Kämmerern die Rede. Ist hiermit korrigiert. Man beachte auch den Briefkopf. Hier ist es auch schon:
8‑kaemmererFalls sich jemand fragt, wem Lippe-Detmold die schamlose Verhunzung des Teutoburger Waldes an dieser empfindlichen Stelle mit verheerenden Folgen letztlich zu verdanken hat.
Und schon wieder so ein Punkt auf der immer länger werdenden Liste der Dinge, die man am Wahltag 14. September 2025 bedenken sollte. Kommunalwahl. Im Kreis und in den Städten und Gemeinden Lippes. Ist ja nicht mal mehr ein halbes Jahr hin. Wahltag ist Zahltag.
Immerhin ist aber auch festzuhalten, dass acht lippische Kommunen sich nicht vor den Detmolder Karren haben spannen lassen.
Vielleicht sollten wir anfangen, den geplanten Windrädern auf der Gauseköte schon jetzt Namen zu geben. Bei Fußballstadien ist es schließlich auch längst üblich, dass Sponsoren fett auf dem Dach stehen. Wieso also nicht auch hier? Vorschläge werden gern entgegengenommen