»Klimaschutz« nur als Deckmäntelchen

Blick von der Falkenburg aus Richtung Gauseköte, das aufzeigt, dass der Wald hier keinesfalls devastiert ist.
Blick von der Fal­ken­burg aus Rich­tung Gau­se­kö­te, das auf­zeigt, dass der Wald hier kei­nes­falls deva­stiert (irrepa­ra­bel geschä­digt) ist.

Die Lin­ke Horn-Bad Mein­berg begrüßt nach eige­nen Anga­ben die Kla­ge des NRW-Lan­des­ver­ban­des des Bun­des für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt NRW. For­mell erfolgt die­se durch den BUND NRW, wird aber von einem brei­ten Bünd­nis der Natur­schutz­ver­bän­de in Ost­west­fa­len getra­gen und finanziert.

Für Tim Kirschnick, Spre­cher der Lin­ken Horn-Bad Mein­berg, ist die Ver­bands­kla­ge not­wen­dig und berech­tigt: »Die Raum­pla­nung unse­rer Hei­mat muss in der öffent­li­chen Hand blei­ben und darf nicht Pro­fit­in­ter­es­sen unter­ge­ord­net wer­den. Wir haben genü­gend Flä­chen im Stadt­ge­biet wie auch in ganz OWL, die der Regio­nal­plan für Wind­kraft­an­la­gen vor­sieht, die außer­halb von Wald, Trink­was­ser­schutz­ge­bie­ten und Hot­spots der Bio­di­ver­si­tät liegen.«

Kurz bevor der Regio­nal­plan OWL jüngst in Kraft trat mit sei­nen Rege­lun­gen für den Wind­kraft­aus­bau hat­te der Kreis Lip­pe mit Ver­weis auf das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter »über­ra­schend« die sie­ben geplan­ten Wind­kraft­an­la­gen von Ste­phan Prinz zur Lip­pe auf der Gau­se­kö­te geneh­migt – der Pivit berich­te­te. Dabei hat­te vier Wochen vor­her noch der Kreis Lip­pe eine gegen­tei­li­ge Rechts­auf­fas­sung ver­tre­ten und die sie­ben Anla­gen im Ein­klang mit dem alten und neu­en Regio­nal­plan abgelehnt.

Dia­na Ammer, Rats­frau der Lin­ken in Horn-Bad Mein­berg, erin­nert sich: »Letz­tes Jahr im Juli haben Ver­wal­tung und Rat von Horn-Bad Mein­berg sich noch von den inter­es­sen­ge­lei­te­ten Argu­men­ten von West­fa­len­wind und des Grund­stück­ei­gen­tü­mers zur Lip­pe in die Irre lei­ten las­sen. Lei­der wur­den mei­ne dama­li­gen War­nun­gen und Argu­men­te ignoriert.«

Heu­te bereue die Poli­tik in Horn-Bad Mein­berg ihr damals erteil­tes gemeind­li­ches Ein­ver­neh­men. So kön­ne die Stadt Horn-Bad Mein­berg nicht mehr Kla­ge gegen die Anla­gen auf der Gau­se­kö­te erhe­ben, obwohl sich inzwi­schen alle demo­kra­ti­schen Par­tei­en ein­mü­tig und vehe­ment gegen die 33 geplan­ten Wind­kraft­an­la­gen im Teu­to­bur­ger Wald und der Egge aus­ge­spro­chen haben. [1]In Horn-Bad Mein­berg, wohl­ge­merkt. Die SPD in Lip­pe-Det­mold fährt ihren Kurs zum Nut­zen und Wohl der Wind­ma­fia unbe­irrt wei­ter. Gesteu­ert wird das von weni­gen Sozis, die im Lan­des­ver­band Lip­pe … Wei­ter­le­sen …

Vie­le Bür­ger, Ver­ei­ne und Ver­bän­de in Horn-Bad Mein­berg sind empört: Sie orga­ni­sier­ten zum Bei­spiel meh­re­re Sonn­tags­spa­zier­gän­ge und sam­mel­ten mit der Peti­ti­on des Ver­eins der Natio­nal­park­freun­de OWL inzwi­schen mehr als 12.600 Unterschriften.

Aus Sicht der Lin­ken in Horn-Bad Mein­berg wür­de die Errich­tung die­ser Anla­gen sich ver­hee­rend auf Horn-Bad Mein­berg aus­wir­ken, wo drei der sie­ben Anla­gen lie­gen wür­den, und die ein­ma­li­ge Schön­heit der Gau­se­kö­te, ein­schließ­lich Her­manns­denk­mal, Extern­stei­ne und Umge­bung zer­stö­ren und den Gesund­heits- und Tou­ris­mus­stand­ort schwer beeinträchtigen.

»Auf­ga­be des Lip­pi­schen Fürs­ten­hau­ses soll­te es sein, sei­ne Wer­te, sei­ne Tra­di­tio­nen unser aller Erbe, die Natur unse­rer Hei­mat zu bewah­ren und an fol­gen­de Gene­ra­tio­nen wei­ter zu geben«, meint Dia­na Ammer. »Unter dem Deck­man­tel Kli­ma­schutz droht hier groß­flä­chig genau der Wald zer­stört zu wer­den, den wir zum Auf­hal­ten des Kli­ma­wan­dels so drin­gend brauchen.«

Die Fra­ge des Netz­an­schlus­ses die­ser sie­ben Anla­gen, die weit­ab von den bestehen­den Strom­tras­sen­lei­tun­gen lie­gen, ist aus Sicht der Lin­ken wei­ter­hin völ­lig unge­klärt. Das gel­te einer­seits für die tech­ni­sche Rea­li­sie­rung in Bezug auf Tra­fos, Kabel und Regel­tech­nik sowie auch für die Tras­sie­rung und Ver­le­gung der Ener­gie­ka­bel von einem Wind­park Gau­se­kö­te bis zu einem Netz­an­schluss­punkt mit dem dort not­wen­di­gen Umspann­werk. Ande­rer­seits feh­le sowohl eine Prü­fung der Netz­ver­träg­lich­keit als auch der Nach­weis der hier beson­ders frag­wür­di­gen Wirt­schaft­lich­keit. Das Erneu­er­ba­re Ener­gie Gesetz (EEG) – inzwi­schen umbe­nannt in Kli­ma- und Trans­for­ma­ti­ons­fonds – macht hier die Vorgaben.

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 In Horn-Bad Mein­berg, wohl­ge­merkt. Die SPD in Lip­pe-Det­mold fährt ihren Kurs zum Nut­zen und Wohl der Wind­ma­fia unbe­irrt wei­ter. Gesteu­ert wird das von weni­gen Sozis, die im Lan­des­ver­band Lip­pe poli­tisch aktiv sind oder von die­sem beschäf­tigt werden.

2 Kommentare

  • EEG-Umla­gen und Windkraft

    Die fol­gen­den Zah­len sind kei­ne exak­ten Beträ­ge, son­dern Richt­wer­te. Sie berück­sich­ti­gen Schwan­kun­gen bei Bevöl­ke­rung und Haus­halts­grö­ßen in Deutschland.

    2018 zahl­te die Bun­des­netz­agen­tur an die Wind­kraft­in­dus­trie 8,15 Mil­li­ar­den Euro aus EEG-Umlagen.
    2017 waren es 5,8 Mil­li­ar­den Euro, das ent­spricht etwa 205.000 Euro pro Windrad.
    Die Kos­ten für pri­va­te Ver­brau­cher durch das Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz betru­gen 2017 ins­ge­samt 8,8 Mil­li­ar­den Euro.

    Das sind kei­ne Sub­ven­tio­nen aus Steu­er­gel­dern, son­dern Gel­der, die direkt von den Strom­kun­den auf­ge­bracht werden.

    Und trotz­dem zah­len immer die glei­chen: Wir, die Ver­brau­cher, die die­ses Sys­tem tragen.

    8,15 Mil­li­ar­den Euro im Jahr 2018 – das sind etwa 1.000 Euro pro Ein­woh­ner in Deutschland.
    Ein vier­köp­fi­ger Haus­halt zahl­te im Schnitt rund 4.000 Euro für Windkraftenergie.
    Bei 27.000 Wind­rä­dern in Deutsch­land sub­ven­tio­nier­ten die Strom­kun­den 2018 jedes ein­zel­ne Wind­rad mit etwa 300.000 Euro.

    Auf 25 Jah­re Lauf­zeit hoch­ge­rech­net, macht das pro Wind­rad etwa 7,5 Mil­lio­nen Euro an Zuschüssen.

    Die­se Zuschüs­se hei­ßen heu­te anders, aber sie wer­den wei­ter gezahlt.

    Es ist eine enor­me Geld­druck­ma­schi­ne, die jeder Strom­kun­de finan­ziert – ob er will oder nicht.

    Wor­um es hier wirk­lich geht:
    Nicht um CO2-Reduktion,
    nicht um den Schutz unse­rer Umwelt,
    und schon gar nicht um den Erhalt unse­rer Wälder.

    Es geht um Mil­li­ar­den­pro­fi­te für weni­ge Reiche.

    Dazu kommt die Gesund­heits­ge­fahr für Mil­lio­nen Men­schen, die dem Lärm und den Aus­wir­kun­gen die­ser gro­ßen Wind­an­la­gen aus­ge­setzt sind.

    Jedes Wind­rad ver­braucht zudem bis zu 150 Stäm­me geschütz­tes Balsaholz.
    Damit zer­stö­ren wir wich­ti­ge Buchen­wäl­der, die Sau­er­stoff pro­du­zie­ren, CO2 bin­den und die Luft filtern.

    Gleich­zei­tig ver­gif­ten wir unse­re Böden mit jähr­lich 60 bis 90 Kilo­gramm krebs­ge­fähr­den­den Nano­par­ti­keln und lang­le­bi­gen Che­mi­ka­li­en pro Windrad.

    Wenn wir uns heu­te nicht gegen die­sen Irr­sinn wehren,
    wer­den unse­re Kin­der und Enkel­kin­der die Fol­gen tragen.

    Des­halb die Fra­ge an unse­re Politiker:
    Ist das wirk­lich der Preis, den wir zah­len wollen?

  • Inzwi­schen gehö­re ich nach einem Schlag­an­fall auch zu den Schwer­be­hin­der­ten und roll­stuhl­ge­bun­de­nen Bür­gern in Lip­pe. Auch aus die­sem Blick­win­kel ver­fol­ge ich mit Grau­sen die Machen­schaf­ten eines jun­gen Man­nes, der sich Prinz zur Lip­pe nennt und das ehe­ma­li­ge Fürs­ten­haus ver­tritt. An sich gehört er zu so genann­ten letz­ten Gene­ra­ti­on, die mit allen mög­li­chen Pro­tes­ten deut­lich machen, wie sehr uns der Kli­ma­wan­del in den nächs­ten Jah­ren zu schaf­fen macht. Es ist bereits 12:15 Uhr, wenn man im Ange­sicht der nicht mehr auf­zu­hal­ten Kli­ma­ver­än­de­rung der Zer­stö­rung des hei­mi­schen Wal­des, das Wort redet, sägt man den Ast ab, auf dem man sel­ber sitzt. Selbst­mord ist zwar nicht ver­bo­ten in unse­rem Staat. Wenn ich dabei aber zusätz­lich noch den Wald, den wir drin­gend zum Atmen brau­chen, zer­stö­re und ganz neben­bei die Bio­di­ver­si­tät zer­stö­re, ist das ver­such­ter Mord an der Bevöl­ke­rung nicht nur in Lip­pe, son­dern auch an der eige­nen Generation.
    Dass neben­bei noch die gesam­te Infra­struk­tur und Erho­lungs­ein­rich­tun­gen und Kur­or­te an den Rand des Ruins geführt wer­den, kann in unse­rem Rechts­staat nicht akzep­tiert werden.

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