»Planungen sofort einstellen!«

Ja gut, es läp­pert sich. Wird lang­sam voll im Teu­to und an der Egge. Bei­na­he poe­tisch: Düs­te­re Köp­fe und Gro­ßer Wolfs­berg. (Gra­fik: Vol­ker Ammer)

Im Kampf gegen die Indus­trie­wind­an­la­gen in Wald­ge­bie­ten nahe der Stadt hof­fen die Stadt­vä­ter Horn-Bad Mein­bergs auf die Unter­stüt­zung des Regio­nal­ra­tes. Bür­ger­meis­ter Heinz-Die­ter Krü­ger (SPD) schick­te die Tage einen Hil­fe­ruf an der Vor­sit­zen­den des Gre­mi­ums, Heinz-Gün­ter Koß­mann (CDU). Alle Frak­ti­ons­chefs haben unter­schrie­ben. Der Regio­nal­rat möge mit dar­auf hin­wir­ken, dass der Lan­des­ver­band Lip­pe sei­ne Plä­ne umge­hend beerdigt.

Hin­ter­grund ist: Der Lan­des­ver­band plant in zwei Vor­ha­ben die Errich­tung von 24 Wind­ener­gie­an­la­gen mit einer Höhe von jeweils mehr als 260 Metern auf Wald­flä­chen, deren Eigen­tü­mer er ist. In über­wie­gen­der Zahl befin­den sich die Pla­nungs­flä­chen auf dem Stadt­ge­biet Horn-Bad Mein­berg. Der Pivit berich­te­te mehr­fach.[1]Die par­al­lel ver­folg­ten Pla­nun­gen des Det­mol­der Fürs­ten­hau­ses an der Gau­se­kö­te fin­den in die­sem Schrei­ben kei­ner­lei Erwäh­nung. Das mag for­mal begründ­bar sein, sach­lich aber ganz sicher nicht. Da … Wei­ter­le­sen …

Zwei­ter Pro­test­spa­zier­gang: Es wer­den immer mehr. Nur vie­le Grü­ne schei­nen den Sam­mel­punkt wie­der nicht gefun­den zu haben. Dabei hat­te der Pivit doch die Koor­di­na­ten angegeben…

Das mit Vor­be­scheids­an­trag vom Okto­ber 2024 ver­öf­fent­lich­te Vor­ha­ben sieht sie­ben Anla­gen auf dem Höhen­zug des Eggeost­hangs (Sil­ber­bach­tal, Vel­mers­tot, Her­manns­weg) sowie vier Anla­gen im Bereich Bau­er­kamp vor, von denen sich zwei Anla­gen auf dem Stadt­ge­biet Horn-Bad Mein­berg und zwei Anla­gen auf Schlän­ger Gebiet befinden.

Das mit Vor­be­scheids­an­trag vom Dezem­ber 2024 ver­öf­fent­lich­te Vor­ha­ben sieht drei­zehn Anla­gen im Bereich der Egge vor, von denen sich vier Anla­gen auf Horn-Bad Mein­ber­ger und neun Anla­gen auf dem Gemein­de­ge­biet Schlan­gen befinden.

»Wie in den meis­ten ande­ren Städ­ten und Gemein­den, war auch in Horn-Bad Mein­berg die Aus­wei­sung von Kon­zen­tra­ti­ons­flä­chen für Wind­ener­gie­an­la­gen trotz umfas­sen­der Bemü­hun­gen zuletzt nicht rechts­si­cher mög­lich«, scheibt Krü­ger. Das Land Nord­rhein-West­fa­len habe die­se Schwie­rig­keit erkannt und sich im brei­ten poli­ti­schen Kon­sens ent­schei­den, die Wind­ener­gie­pla­nung über eine lan­des­wei­te Regio­nal­pla­nung zu steu­ern. So sei der am 16. April 2024 rechts­kräf­tig gewor­de­ne Regio­nal­plan OWL ein­ver­nehm­lich mit der Stadt­Horn-Bad Mein­berg ent­wi­ckelt worden.

Planungen im Konflikt mit allen Zielen des Regionalplans

Der Knack­punkt in der aktu­el­len Debat­te ist: Alle 24 bean­trag­ten Wind­ener­gie­an­la­gen sind mit den Fest­le­gun­gen und Zie­len im Regio­nal­plan nicht in Ein­klang zu brin­gen. Die Pla­nun­gen tan­gie­ren Berei­che, die im Regio­nal­plan für den Schutz der Natur vor­ge­se­hen sind (BSN), Wald- und Was­ser­schutz­ge­bie­te. Die Pla­nun­gen aus den Vor­be­scheids­an­trä­gen ste­hen also alle­samt mehr­fach im Kon­flikt mit den vom Rat der Stadt Horn-Bad Mein­berg unter­stütz­ten Ziel­set­zun­gen des Regio­nal­plans OWL.

Dar­über beto­nen des Kom­mu­nal­po­li­ti­ker, das im Regie­rungs­be­zirk Det­mold der­zeit ergän­zend zum im April rechts­kräf­tig gewor­de­nen Regio­nal­plan OWL ein Teil­plan Wind auf­ge­stellt wer­de. Die­ser sei bereits weit im Ver­fah­ren fort­ge­schrit­ten und die Offen­le­gungs­pha­se kürz­lich been­det wor­den. Es sei­en 350 Anre­gun­gen und Beden­ken ein­ge­gan­gen – deut­lich weni­ger als erwar­tet. Eine erneu­te Offen­le­gung sei vor­aus­sicht­lich nicht not­wen­dig. Es wer­de daher mit einem Abschluss im ers­ten Halb­jahr 2025 gerechnet.

Normalerweise keine Chance für Windkraft auf diesen Flächen

Das Bri­san­te an den aktu­el­len Pla­nun­gen: Sie lie­gen voll­stän­dig auf sol­chen Flä­chen, die gemäß des Regio­nal­plans OWL Teil­plan Wind für die Errich­tung von Wind­ener­gie aus­ge­schlos­sen wer­den sol­len. Mit den dem­nächst so aus­ge­wie­se­nen Flä­chen sol­le gewähr­leis­tet wer­den, dass Ost­west­fa­len-Lip­pe auf dem Weg der Bun­des­re­pu­blik hin zur Kli­ma­neu­tra­li­tät einen ange­mes­se­nen Bei­trag zum Wind­ener­gie­aus­bau leis­te. Tat­säch­lich gebe es in eini­gen Kom­mu­nen bereits rea­li­sier­te Wind­ener­gie­an­la­gen und Gebie­te, die von die­ser Pla­nung noch nicht ein­mal erfasst sind. Krü­ger: »Dem­zu­fol­ge wird OWL sei­nen Bei­trag vor­aus­sicht­lich über­erfül­len und das auch noch früh­zei­ti­ger als nach den natio­na­len Aus­bau­zie­len notwendig.«

Bereits heu­te befin­den sich auf geeig­ne­ten Flä­chen im Stadt­ge­biet 24 Indus­trie­wind­a­na­gen, die im brei­ten poli­ti­schen und bür­ger­schaft­li­chen Kon­sens beschlos­sen wor­den sei­en. Vor die­sem Hin­ter­grund wird gebe­ten, dem ein­mü­ti­gen poli­ti­schen und bür­ger­schaft­li­chen sowie von Ver­ei­nen und Ver­bän­den umfas­send und breit zum Aus­druck gebrach­ten Wider­stand gegen die vom Lan­des­ver­band Lip­pe nun beab­sich­tig­ten Vor­ha­ben ent­spre­chen­des Gewicht beizumessen.

Die Stadt Horn-Bad Mein­berg sei als Kom­mu­ne dabei, »das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de tat­kräf­tig zu unter­stüt­zen.« Auch vor die­sem Hin­ter­grund wäre der Bau der im Vor­be­scheids­ver­fah­ren bean­trag­ten Anla­gen in Abwä­gung mit den unter­schied­li­chen zu berück­sich­ti­gen­den Inter­es­sen unan­ge­mes­sen. Bür­ger­meis­ter Krü­ger: »Selbst­ver­ständ­lich sind wir wil­lens, Wind­ener­gie­pla­nun­gen des Lan­des­ver­ban­des Lip­pe wohl­wol­lend zu beglei­ten, wenn sie mit der Regio­nal­pla­nung ver­ein­bar und dem­entspre­chend ver­hält­nis­mä­ßig sind und nicht dazu bei­tra­gen, die bereits geschaf­fe­ne Akzep­tanz gegen­über der Ener­gie­wen­de vor Ort bin­nen kür­zes­ter Zeit wie­der zu verlieren.«

Planungslücke bewusst ausgenutzt

Eben­so schwer wie­ge, dass der Lan­des­ver­band Lip­pe mit sei­nem Vor­ha­ben zur Errich­tung von Wind­ener­gie­an­la­gen im Wald das Bemü­hen des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len kon­ter­ka­riert, mit einer gründ­li­chen Regio­nal­pla­nung ein ver­läss­li­ches Steue­rungs­in­stru­ment zu schaf­fen. »Ganz bewusst wird die schon bei­na­he geschlos­se­ne Pla­nungs­lü­cke vom Lan­des­ver­band Lip­pe aus­ge­nutzt und es wer­den eini­ge der cha­rak­te­ris­tischs­ten Wald- und Natur­räu­me Lip­pes in unmit­tel­ba­rer Nähe zu her­aus­ra­gen­den Natur- und Kul­tur­gü­tern wie den Extern­stei­nen und der Vel­mers­tot zuguns­ten eines maxi­ma­len Pro­fits auf­ge­ge­ben. Die­se Unver­hält­nis­mä­ßig­keit ist grund­sätz­lich pro­ble­ma­tisch«, heißt es in dem Brief an Kossmann.

Beson­ders erschwe­rend kommt den Horn-Bad Mein­ber­gern zufol­ge bei die­sem Vor­ge­hen jedoch hin­zu, dass es sich beim Lan­des­ver­band Lip­pe um eine öffent­li­che Ein­rich­tung han­delt, deren Ent­schei­dun­gen von gewähl­ten Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern getrof­fen wird, den zehn Ver­bands­ab­ge­ord­ne­ten der lau­fen­den Wahl­pe­ri­ode von CDU, SPD und Bünd­nis 90/Die Grü­nen, die vom Kreis­tag Lip­pe dele­giert wer­den. Auf­grund des beträcht­li­chen Flä­chen­be­sit­zes des Lan­des­ver­ban­des Lip­pe trü­gen die Abge­ord­ne­ten der Ver­bands­ver­samm­lung eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für die Cha­rak­te­ris­tik der Regi­on und ihrer Landschaft.

Bür­ger ver­schaf­fen sich Gehör und sagen, was sie von Wind­kraft im Wald hal­ten: Nichts. 

Irreparabler Schaden wird im Herzen Lippes angerichtet

Dann wird Klar­text gere­det: »Ohne Abstim­mung und Kom­pro­miss­fin­dung« mit den Par­tei­kol­le­gen der betrof­fe­nen Städ­te und Gemein­den und gegen den eben­falls von Par­tei­kol­le­gen beglei­te­ten und ent­wi­ckel­ten Pro­zess der Regio­nal­pla­nung in der Regio­nal­kon­fe­renz »betrei­ben die Abge­ord­ne­ten der Ver­bands­ver­samm­lung das Vor­ha­ben gegen den kom­mu­na­len, den lan­des­po­li­ti­schen sowie den bun­des­po­li­ti­schen Wil­len bei der Windenergieplanung«.

Dass sich die Abge­ord­ne­ten der Ver­bands­ver­samm­lung »über die umfas­send ent­wi­ckel­ten und bekann­ten regio­na­len Pla­nungs­ab­sich­ten mit einem so groß dimen­sio­nier­ten Vor­ha­ben auf so bedeu­tungs­vol­len und sen­si­blen Flä­chen hin­weg­set­zen«, wer­de in hohem Maße dazu bei­tra­gen, die Akzep­tanz der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im länd­li­chen Raum für die Ener­gie­wen­de zu ver­lie­ren. Es scha­de dem poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Dis­kurs immens »und rich­tet einen irrepa­ra­blen Scha­den im Her­zen lip­pi­scher Natur­land­schaf­ten an. «

Abschlie­ßend for­mu­lie­ren die Stadt­ver­tre­ter: »Vor die­sem Hin­ter­grund bit­ten wir Sie um Ihre Unter­stüt­zung. Bit­te nut­zen Sie Ihre bedeu­tungs­vol­le poli­ti­sche Posi­ti­on und for­dern Sie die Abge­ord­ne­ten der Ver­bands­ver­samm­lung des Lan­des­ver­ban­des Lip­pe auf, die Pla­nun­gen und Vor­ha­ben umge­hend einzustellen.«

Aber viel­leicht tut der Lan­des­ver­band Lip­pe das ja auch so. Des­sen Ver­bands­ver­samm­lung tagt an die­sem Mitt­woch, 22. Janu­ar 2025, von 15 Uhr an öffent­lich (!) im Gro­ßen Sit­zungs­saal des Schlos­ses Brake.

Die Ver­bands­po­li­ti­ker soll­ten sich bes­ser warm anzie­hen. Die wer­den mor­gen noch eini­ges mehr zu hören bekommen.

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 Die par­al­lel ver­folg­ten Pla­nun­gen des Det­mol­der Fürs­ten­hau­ses an der Gau­se­kö­te fin­den in die­sem Schrei­ben kei­ner­lei Erwäh­nung. Das mag for­mal begründ­bar sein, sach­lich aber ganz sicher nicht. Da wird schon wie­der tak­tiert. Viel­leicht auch gekungelt.

1 Kommentar

  • Der Lan­des­ver­band als Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on des ehe­ma­li­gen Lan­des Lip­pe ist der Toten­grä­ber nicht nur des gera­de neu vom Regie­rungs­prä­si­den­ten zer­ti­fi­zier­ten Heil­bad Bad Mein­berg, dass er gezielt vor die Wand gefah­ren hat und dafür Bad Sal­zu­flen mit Mil­lio­nen­be­trä­gen geför­dert hat. Durch die Ein­stel­lung der Moor-und der Heil­was­ser­för­de­rung bringt er Bad Mein­berg, des­sen Erhalt auch auf sei­ner Agen­da steht, auch auf den Weg des Kon­kur­ses. Dane­ben zer­stört er Flo­ra und Fau­na und die Bio­di­ver­si­tät sei­ner ihm anver­trau­ten Wäl­der mit der Absicht, bis zu 33 Indus­trie­Wind­kraft­an­la­gen dort zu plat­zie­ren, obwohl das Soll für Wind­kraft­an­la­gen in Lip­pe bereits über erfüllt ist. Das allei­ne schreit nach einer Ankla­ge vor dem Ver­fas­sungs­ge­richt wegen der Zer­stö­rung der Exis­tenz­grund­la­ge der Bür­ger in die­sem Bereich. Dazu gehö­ren nicht nur die Anbie­ter im Hotel und Gast­stät­ten­ge­wer­be, son­dern auch die beein­träch­tig­ten Men­schen, denen Bar­rie­re­frei­heit, Inklu­si­on, Inte­gra­ti­on und Teil­ha­be schon nach dem Grund­ge­setz zusteht. Eben­falls nach einem Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren gegen den Lan­des­ver­bands­vor­ste­her, der sei­ne dienst­li­che Auf­ga­be mit Füßen tritt. Inves­ti­ga­tiv oder von den zustän­di­gen Stel­len müss­te mal geprüft wer­den, an wen alles von der Wind­ma­fia Geld geflos­sen ist. Und der Staat garan­tiert zur Zeit auch noch für 20 Jah­re siche­res Ein­kom­men den Erbau­ern. Gold­ma­rie lässt grü­ßen, obwohl sie die Natur zer­stört und letzt­lich auch die Exis­tenz­grund­la­ge des Men­schen. Dem wird die Stel­lung der Pech­ma­rie zugewiesen.

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