Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in vielen Redaktionen[1]Tagesschau[2]BZ derzeit nur eine Obsession gibt: jemanden zu finden, der sich für die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine ausspricht. Am besten natürlich Leopard 2.
Ohne irgendwelches Hintergrundwissen, ohne Ahnung über das Waffensystem, ohne Verständnis über die sich daraus ergebenden weiteren Anforderungen an die Einsatzorganisation und unterstützenden Systeme. Ohne Konzept, was damit eigentlich genau bewirkt werden soll. Ohne sich zu fragen, wer denn eigentlich am Ende über die Eskalations-Dominanz verfügt.
Und tatsächlich findet sich immer irgendein subalterner »Verteidigungspolitiker« einer beliebigen Partei, der seine Maximalforderungen raushaut, weil er weiß, dass es dann klickt. FDP-Frauen sind übrigens mitgemeint. Zum Kotzen.
Der Panzer ist der neue heilige Gral. Knieet nieder und huldigt dem Leoparden!
Dabei vergisst selbstredend niemand der aufgeregten (ungedienten) Schreiberlinge, den »wachsenden Druck« auf den deutschen Kanzler zu beschwören. Dabei entsteht der gar nicht, sondern wird hauptsächlich herbeigeschrieben und ‑gesendet. Meist mit Hilfe von »Experten« – es tummeln sich immer dieselben auf dem Bildschirm -, die verlässlich auf Knopfdruck das Erwartete an Expertise – lies: Meinung – erzählen. Ein geschlossener Kreis. Mission accomplished.
Die Debatte über die Lieferung bestimmter Waffensysteme zeigt überdeutlich die Absicht vieler Medien, selbst Politik zu machen. Es mag sein, dass mein Unbehagen über diese Entwicklung eine Folge meines langjährigen Dienstes in der Nato ist, unter anderem als Vorsitzender des Nato-Russland-Rats und der Nato-Ukraine-Kommission der Generalstabschefs. Besonders ärgerlich finde ich, dass die deutschen Sicherheitsinteressen und die Gefahren für unser Land durch eine Ausweitung und Eskalation des Krieges so wenig beachtet werden.
General a.D. Harald Kujat [3]Auf dieses absolut lesenswerte Interview bin ich tatsächlich erst heute gestoßen. Da war mein Text schon zwei Tage alt. In finde mich in der Einschätzung Kujats 100prozentig wieder. Inzwischen ist … Weiterlesen …
Dieser Panzerfetisch. Das muss so ein Männerding sein. Phallische Fixierung oder so. Bei 120 mm können die mitreden. [4]Verwechseln dabei nur Kaliber und Länge. 🙂 [5]Munster richtig zu schreiben, da wird’s dann aber schon schwierig.
Da ist nichts mehr mit redaktionell gebotener Zurückhaltung. Jede Zeile eine Forderung für mehr und noch mehr Waffen. Jedes steile Zitat eine kriegerische Headline.
Vermute, das waren dieselben oder zumindest deren Brüder im Geiste, die einen General (Breuer) als Nachfolger der Lambrecht im Amt des BMVg ins Gespräch gebracht haben. Wohl zu heiß gebadet, wie? Sind wir vielleicht in Brasilien??
Was ist nur aus dieser Branche geworden?
Kostenloser Tipp von mir: Aus gut unterrichteter Quelle habe ich erfahren, dass hier bei uns die alte Panzerversuchsstation von Henschel in Haustenbeck (Truppenübungsplatz Senne) samt Klimahalle und Tauchbecken restauriert wird, um dort nach alten Blaupausen den Tiger X zu entwickeln. Der Super-KöTi. Der wird den Russen Beine machen. Und kann sogar fliegen. Aber pscht! Das ist noch streng geheim! Verschlusssache! Nicht weitersagen!!
Den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorzuführen, ist jedenfalls nicht so einfach, wie gerade Tina Hassel im Brennpunkt (ARD) lernt. Das ist gut so. Der Mann wird gute Nerven brauchen. Und hat sie offenbar auch.
Anmerkungen
↑1 | Tagesschau |
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↑2 | BZ |
↑3 | Auf dieses absolut lesenswerte Interview bin ich tatsächlich erst heute gestoßen. Da war mein Text schon zwei Tage alt. In finde mich in der Einschätzung Kujats 100prozentig wieder. Inzwischen ist hier im Pivit das Interview auch in ganzer Länge erschienen. |
↑4 | Verwechseln dabei nur Kaliber und Länge. 🙂 |
↑5 | Munster richtig zu schreiben, da wird’s dann aber schon schwierig. |