Es wird immer deutlicher: Natur‑, Arten- und Landschaftsschutz kommen in Deutschland unter die Räder. Mit dem Totschlagargument »Klimaschutz« werden künftig auch Flächen für riesige Windparks vereinnahmt, die bisher aus guten Gründen jahrzehntelang streng geschützt waren. Gleich hier, in Lippe, hat man einen Logenplatz beim Trauerspiel namens »Verhunzung des Teutoburger Waldes«.
Welche Auswirkungen haben die Anlagen auf Fledermäuse und geschützte Vogelarten wie den Schwarzstorch und Zugvögel, die hier den Teutoburger Wald überqueren?
13 Industriewindanlagen mit einer Nabenhöhe von 167 Metern, insgesamt 245 Meter hoch (!) sollen hier auf 400 Hektar Waldfläche hingeklotzt werden – weil der Bewuchs ja sowieso gerade schwächelt. Man könnte die Flächen allerdings einfach so aufforsten, wie es die Vorfahren auch getan hätten. Müssen ja keine Fichtenbestände sein. Könnte allerdings ein, zwei Generationen dauern, bis sich da was versilbern lässt. Wer auf die schnelle Mark aus ist, dem dauert das natürlich zu lange.
Die Besitzer, die auf üppig sprudelnde Pachten und nachfolgende Beteiligungen spekulieren, und die sonstigen Megaverdiener aus der Windgroßindustrie, die das Milliardengeschäft endlich wieder ankurbeln wollen, haben, wie es scheint, leichtes Spiel.
Geplant ist für den Windpark die Beanspruchung von rund 400 Hektar Wald. Pro Anlage wird eine Fläche von etwa 5.000 Quadratmeter versiegelt und geschottert. Die zentrale Erschließung soll über die Straße Gauseköte erfolgen. Von dieser aus muss jede der 13 Anlagen mit einer mindestens fünf Meter breiten Zufahrtsstraße erschlossen werden. Diese Straßen müssen in der Regel gradlinig, für Schwerlastfahrzeuge befahrbar sein und massiv befestigt werden.
Kaum jemand in der Politik traut sich, »Moment mal!« zu sagen. Irgendjemand muss nur »Klimaschutz!« rufen, und schon lassen manche jegliche Vernunft fahren. Grüne sowieso, aber neuerdings auch SPD und nunmehr auch die CDU singen das hohe Lied der »erneuerbaren Energien«. Als sei damit alles geklärt und jeglicher Widerspruch geradezu unanständig.
Dabei hat der aktuell zu konstatierende Aktionismus in Politikerkreisen für »erneuerbare Energien«[1]So etwas gibt es gar nicht, wie einem jeder Physiklehrer erklären kann. nichts mit Klimaschutz zu tun. Hier wird – abgesehen von den Verlockungen des staatlich garantierten Geldes – der Versuch unternommen, die Folgen fataler, überhasteter Fehlentscheidungen zu minimieren.
Energiepolitisch ist dieses Land mit seinem Sonderweg in eine Sackgasse gesteuert worden. Das wird sich sehr bald rächen.
Opfer müssten für die sogenannte Energiewende nun mal gebracht werden, assistieren eilfertig lokale Käseblatt-Claqeure. »Räder müssen sich drehen für den Sieg.« Oder so ähnlich. Zum Fremdschämen.
Dabei geht es wie immer um den schnöden Mammon. Die Kohle muss weg, damit Kohle reinkommt, sozusagen. Hambi bleibt. Aber Teuto darf weg.
Klimaschutz darf nicht zulasten der Wälder gehen – die Ökologie setzt unserem Energieverbrauch Grenzen, nicht umgekehrt.
Rainer Scheffzik, Forstexperte
Hier am Hermann wird ein Exempel statuiert. Kommen die Windgewinnler hier mit ihren Wahnsinnsplänen durch, gibt es nirgendwo mehr ein Halten. Dann sind die meisten Schutzzonen, die windhöffigen zumal, bundesweit geliefert. Und das sind viele. Schöne neue Welt. Und das im Zeichen »grüner« Politik. Man darf das zum Kotzen finden.
Seit mehr als einem Jahr mühen sich aufrechte Lipper wacker, den Gaga-Plan zu verhindern: Naturschützer, Heimatbund …[2]Die gemeinsame Stellungnahme der Naturschutzverbände als PDF
Man sollte aber den politischen und sonstigen Einfluss der Wind-Lobby nicht unterschätzen. Da sind landauf, landab mächtige, mit Medien und Behörden bestens vernetzte und finanziell gut ausgestattete Akteure am Werk. Bei der EU in Brüssel, in Berlin, in Düsseldorf, im Bezirk und natürlich auch im Kreis Lippe, wo man vergessen zu haben scheint, warum die Landschaftsbehörde eigentlich Landschaftsbehörde heißt.
Besonders rücksichtsvoll sind die Klimaangstgewinnler übrigens auch nicht.[3]Mitschnitt eines WDR5-Stadtgesprächs in Borchen vom 7. Dezember 2017 – bis kurz hinter das Video scrollen; insgesamt entlarvend, besonders spannend ab ca. 00:38:00
Denen muss man zum Schutz der Heimat und der Natur in den Arm fallen. Ein paar wohlformulierte Fragen, brave Stellungnahmen und Ritual-Debatten werden da nicht reichen.
Anmerkungen
↑1 | So etwas gibt es gar nicht, wie einem jeder Physiklehrer erklären kann. |
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↑2 | Die gemeinsame Stellungnahme der Naturschutzverbände als PDF |
↑3 | Mitschnitt eines WDR5-Stadtgesprächs in Borchen vom 7. Dezember 2017 – bis kurz hinter das Video scrollen; insgesamt entlarvend, besonders spannend ab ca. 00:38:00 |
[…] Deutschlands bekanntester Baumversteher und Waldexperte hat die Frage dankenswerterweise schon beantwortet. Sogar mehrmals. im Abstand von mehreren Jahren. Ganz grundsätzlich. Der Pivit dokumentiert das glasklare Bekenntnis hier mal. Selbstredend gilt die Aussage ebenso für den Teutoburger Wald. […]