Der braune Bürgermeister auf Sylt und andere Nazi-Bonzen

Die wider­li­che Nazi-Par­ty im »Pony« auf Sylt schlägt ja hohe Wel­len. Zu recht.

Aber was ich in die­sen Tagen in die­sem Zusam­men­hang noch nie gele­sen oder gehört habe, ist ein his­to­ri­sches Fak­tum, das unbe­dingt mal erwähnt gehör­te. Sylt hat da – sicher unge­wollt – eine ungu­te geschicht­li­che Tradition.

Der Mann, der in Polen der „Hen­ker von War­schau“ genannt wird, hat nach dem Krieg Kar­rie­re gemacht. Auf Sylt.[1]Vom Kriegs­ver­bre­cher zum Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten[2]Rei­ne­farth, Hein­rich (Heinz), Deut­sche Bio­gra­fie Sei­nem Kom­pli­zen und Bru­der im Geis­te aus Det­mold, dem frü­he­ren Katas­ter­be­am­ten Jür­gen Stroop, gelang das nicht. Der mach­te inti­me Bekannt­schaft mit dem Strick.

Von der SS ins Bür­ger­meis­ter­amt auf Sylt – in Westerland.

Heinz Rei­ne­farth war auf Sylt nach dem Krieg Bür­ger­meis­ter und Abge­ord­ne­ter. Wahr­schein­lich wäre er jetzt stolz auf sei­ne fei­er­freu­di­gen Nach­fah­ren gewesen.

Heinz Fried­rich Rei­ne­farth (* 26. Dezem­ber 1903 in Gne­sen, Pro­vinz Posen, König­reich Preu­ßen; † 7. Mai 1979 in Wes­ter­land, Sylt) war ein deut­scher SS-Grup­pen­füh­rer, Gene­ral­leut­nant der Waf­fen-SS und Poli­zei. Rei­ne­farth war unter ande­rem für die Nie­der­schla­gung des War­schau­er Auf­stan­des ver­ant­wort­lich, bei der allein im War­schau­er Stadt­teil Wola 20.000 bis 50.000 Zivi­lis­ten von den Trup­pen unter sei­nem Befehl erschos­sen wurden.

Heinz Rei­ne­farth (links, mit Kosa­ken­müt­ze) wäh­rend des War­schau­er Auf­stan­des.

Für sei­ne Taten wur­de Rei­ne­farth nie belangt. Es gelang ihm im Gegen­teil, in der Nach­kriegs­zeit eine poli­ti­sche Kar­rie­re ein­zu­schla­gen, bei der er Abge­ord­ne­ter des Schles­wig-Hol­stei­ni­schen Land­ta­ges und Bür­ger­meis­ter von Wes­ter­land auf Sylt wur­de.[3]Heinz Rei­ne­farth, Wiki­pe­dia

Ob sich da in den aktu­el­len Vor­komm­nis­sen eine furcht­ba­re Tra­di­ti­on offen­bart, mögen ande­re beurteilen.

Aber erwäh­nen darf und soll­te man das schon.

Eben­so wie die ande­ren Nazis, die sich auf der Insel wohl­fühl­ten. Lan­ge, bevor es ein Tum­mel­platz der ver­meint­lich Schö­nen und Rei­chen wurde.

»Der Dicke« etwa lieb­te Sylt. Her­mann Göring besaß eine Vil­la, »Min Lüt­te«, die noch heu­te steht – denk­mal­ge­schützt.[4]Bag­ger an der Göring-Vil­la Das Ehe­paar Göring[5]Emmy Göring, Wiki­pe­dia hat­te sie sich 1937 in den Dünen von Wen­ning­stedt erbau­en las­sen. 2019 stand das Haus für zwölf Mil­lio­nen Euro zum Ver­kauf. Sothe­bys wur­de es locker los.[6]Inter­es­sant auch die wech­sel­vol­le Geschich­te des Klen­der­ho­fes

Göring 1938. (AP)

Im Haus Klif­fe­ne­de in Kam­pen waren auch Göring und ande­re Nazi-Bon­zen (Roland Freis­ler) gern zu Gast, logier­ten und dinier­ten in dem belieb­ten Gästehaus.

Offen­bar hat­te der brau­ne Gold­fa­san Pro­ble­me, auf sein gan­zes Lamet­ta auf­zu­pas­sen. Bei einem Strand­spa­zier­gang ver­lor er abends sei­nen Jagd­dolch. Der Gene­ral­feld­mar­schall hing offen­bar sehr an dem Teil, muss­te es per Zei­tungs-Annon­ce suchen lassen. 

Görings Urlaubs­do­mi­zil auf Sylt.

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