Das Schlimmste wäre es zu denken, dass wir Europäer Mitläufer seien und uns dem amerikanischen Rhythmus und einer chinesischen Überreaktion anpassen müssten.
Emmanuel Macron
Ich kann an der Aussage – und der Stoßrichtung – des französischen Präsidenten nichts Falsches finden.[1]L’autonomie stratégique doit être le combat de l’Europe Macron vorzuwerfen, er wolle Europa oder gar gleich den ganzen Westen spalten, ist Humbug. Der Zeitpunkt für die Pauke mag nicht gut sein. Recht hat er trotzdem. Das Geheul hierzulande ist heuchlerisch. Deutschland hat jahrzehntelang geschlafen und sich was in die Tasche gelogen.[2]Abgesehen davon ist die Abhängigkeit von russischer Energie Kinderkram gegen die Abhängigkeit von China.
Welcher Zeitpunkt wäre denn eigentlich der richtige? Viel Zeit für wichtige Weichenstellungen bleibt ja wohl nicht mehr, bis nach dem Ukrainekrieg noch ein Krieg zwischen USA und China ausbricht.
Eine Falle für die Europäer wäre es, an einem Moment der Klärung der eigenen strategischen Position in fremden Krisen gefangen zu sein. Europa drohe dann Vasall zwischen den USA und China zu sein, obwohl man ein dritter Pol sein könne, hatte Macron weiter betont. Auch daran ist nichts auszusetzen.
Ich interpretiere Macrons Worte auch als Ausdruck der Frustration – über die deutsche Lethargie, über den schwachen Kanzler, über die überforderte EU-Kommissionspräsidentin, über die schlechteste Außenministerin aller Zeiten in seinem Nachbarland.[3]Die Faxen dicke Von Differenzen über die irrwitzige deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik der Deutschen gar nicht zu reden.
Die Amerikaner machen ohnehin ihr Ding und nehmen erkennbar auf Europa keine große Rücksicht mehr. Jedenfalls nicht unter Biden. Das dürfte spätestens seit ihrem unrühmlichen »Abzug« aus Afghanistan klar sein. [4]Kann auch gut sein, am Rande bemerkt, dass Macron sich so seine möglicherweise gut begründeten eigenen Gedanken über die Explosion der Ostseepipeline macht.
Die Chinesen tun das meiner unmaßgeblichen Meinung nach natürlich auch. Unabhängig davon, was Monsieur Macron sagt oder nicht sagt.
Meiner Meinung nach geht die Spaltung in der EU eher von Deutschland aus. Und von manchen Staaten in Osteuropa, die aus nationalen Interessen ihre eigene Agenda verfolgen. Vielleicht ist die EU-Erweiterung doch einen Hauch zu hastig betrieben worden. Da kann man gelegentlich den Eindruck gewinnen, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt.
Anmerkungen
↑1 | L’autonomie stratégique doit être le combat de l’Europe |
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↑2 | Abgesehen davon ist die Abhängigkeit von russischer Energie Kinderkram gegen die Abhängigkeit von China. |
↑3 | Die Faxen dicke |
↑4 | Kann auch gut sein, am Rande bemerkt, dass Macron sich so seine möglicherweise gut begründeten eigenen Gedanken über die Explosion der Ostseepipeline macht. |