Die lippischen Drahtzieher und Helfershelfer der Windbarone

Kampf­ge­biet Teu­to­bur­ger Wald/Eggegebirge: Pro­fit­gier gegen Natur‑, Arten- und Umweltschutz.

Im Kampf gegen Wind­kraft im Wald und die scham­lo­se Groß­of­fen­si­ve des Wind­kar­tells in der gan­zen Regi­on ist der­zeit eines inter­es­sant: Wer in der Poli­tik sich an die Sei­te der (ernst­zu­neh­men­den) Natur­schüt­zer und der Bür­ger­schaft stellt und wer nicht. Das wird wohl in gut sechs Wochen, am 23. Febru­ar, noch­mals The­ma wer­den. Nach­hal­tig. Und die Kom­mu­nal­wahl ist eben­falls nicht mehr fern. Ter­min: 14. Sep­tem­ber. Wahl­tag ist Zahltag.

Der Pivit wür­de nie­mals eine Wahl­emp­feh­lung aus­spre­chen. Das muss jeder nach best­mög­li­cher Infor­ma­ti­on in der Wahl­ka­bi­ne mit sich selbst abma­chen. Aber eine Nicht­wahl­emp­feh­lung wäre schon mög­lich. Sie ergibt sich völ­lig orga­nisch und fast von selbst aus der Beob­ach­tung und Ana­ly­se des aktu­el­len Gesche­hens in Ost­west­fa­len-Lip­pe und dar­über hin­aus. Da tren­nen sich schnell Spreu und Wei­zen, und es zeigt sich bald, wer sich enga­giert, wer die Hän­de in den Schoß legt, sich weg­duckt, wer mit den Tätern kol­la­bo­riert. Etwas all­ge­mei­ner, auch zur Rol­le ande­rer Akteu­re, hat­te sich de Pivit ja hier schon mal zu Wort gemel­det.

Schloss­be­woh­ner, Wald­be­sit­zer, Wald­aus­beu­ter, Wind­kraft­nutz­nie­ßer: CDU-Mann Hans-Jörg Düning-Gast und SPD-Strip­pen­zie­her Arne Brand (kl. Bild). Gewinn­stre­ben kennt kei­ne Par­tei­en. In Lip­pe sowie­so nicht. »Netz­werk« trifft es nicht ganz. (Mon­ta­ge: Der Pivit)

In Lip­pe und in einem Teil der Nach­bar­krei­se ist das sehr ein­fach zu sor­tie­ren. Ganz grob ist es so: Die CDU im Kreis Höx­ter hat das Pro­blem und die Gefahr für Umwelt, Arten­schutz sowie Tou­ris­mus und Erho­lung erkannt und hängt sich rein. Die CDU im Kreis Lip­pe erkennt das The­ma nicht oder hat ihre Grün­de, es zu igno­rie­ren. Die SPD tut so, als wäre nichts, und enga­giert sich auf Sei­ten der Wald­zer­stö­rer. Das­sel­be noch ein­mal, nur ande­re Par­tei: Die FDP tut so, als wäre nichts, und enga­giert sich auf Sei­ten der Wald­zer­stö­rer. Die Grü­nen heu­cheln Ver­ständ­nis, stim­men aber ganz anders ab, unter­neh­men außer ver­ein­zelt im Loka­len lie­ber nichts – weil Ener­gie­wen­de. Ein­zig die Lin­ke in OWL posi­tio­niert sich ein­deu­tig gegen die koor­di­nier­ten Anschlä­ge land­auf land­ab gegen Wald und Flur, Fau­na und Flora.

Am Ran­de: Da ist oft von »Wild­wuchs« beim Wind­kraft­aus­bau die Rede. Das ist völ­lig falsch. Da wächst nichts wild, sich selbst über­las­sen. Das ist eine koor­di­nier­te, gesteu­er­te Akti­on von denen, die dar­an Mil­li­ar­den ver­die­nen.

»Die Akzep­tanz der Ener­gie­wen­de schwin­det momen­tan mas­siv. Bei uns im Kreis Höx­ter sind wir beson­ders stark von Lücken im Wind-an-Land-Gesetz betrof­fen. Offen­sicht­lich hat die noch amtie­ren­de Bun­des­re­gie­rung bei der Umset­zung der Aus­bau­zie­le mit­tels eines Flä­chen­an­sat­zes über­se­hen oder sogar bil­li­gend in Kauf genom­men, dass es in eini­gen Regio­nen zu fak­ti­schen Über­be­las­tun­gen kommt. Der unge­zü­gel­te Wild­wuchs von Wind­rä­dern außer­halb der ange­streb­ten Wind­ener­gie­ge­bie­ten muss so schnell wie mög­lich aufhören.«

Chris­ti­an Haase
Chris­ti­an Haa­se (Mit­te) mit sei­nem Ber­li­ner Team.

Schaut man sich den Wahl­kreis 135[1]Höx­ter – Güters­loh III – Lip­pe II an, trifft man dort auf Chris­ti­an Haa­se, haus­halts­po­li­ti­scher und kom­mu­nal­po­li­ti­scher Spre­cher der Uni­on im Bun­des­tag – erst­mals 2013 ins Ber­li­ner Par­la­ment gewählt. Er hat sich in den ver­gan­ge­nen Wochen mehr­fach zu Wort gemel­det und die Initia­ti­ve sei­ner Par­tei im Bun­des­tag begrün­det, mit der die aktu­el­len Wild-West-Aktio­nen der Wind­ba­ro­ne ver­hin­dert wer­den sollen.

Totalausfall bei der CDU Lippe

Inhalt­lich völ­lig woan­ders unter­wegs. Jedem das Sei­ne. Die Wäh­ler wer­den es zu wür­di­gen wissen.

Nicht uner­wähnt blei­ben darf an die­ser Stel­le, dass die CDU in Lip­pe offen­bar kei­ne Hal­tung zu dem The­ma hat, das vie­le Bür­ger bren­nend inter­es­siert. Oder eine, die sie nicht offen­le­gen möch­te. Jeden­falls fin­det sich dazu abso­lut gar nichts auf deren Web­sei­te. Dröh­nen­des Schwei­gen bei den lip­pi­schen Christ­de­mo­kra­ten – die aktu­el­len Sor­gen der Bür­ger über die Ver­hun­zung ihrer Hei­mat hat für die Uni­on in Lip­pe kei­ner­lei Prio­ri­tät. Das darf man arm­se­lig fin­den. Oder auch als klamm­heim­li­che Zustim­mung zum Geba­ren der Wind­kraft-Lob­by lesen. Noch schlimmer.

SPD Lippe macht sich zum Komplizen

Ganz anders als CDU-Mann Chris­ti­an Haa­se im glei­chen Wahl­kreis agiert des­sen gera­de erst gekür­te direk­te Gegen­kan­di­da­tin von der SPD. Kat­rin Frei­ber­ger, wohn­haft in August­dorf, bas­telt mit fast 50 Len­zen offen­sicht­lich bloß an einer Blitz­kar­rie­re auf SPD-Ticket, sam­melt Pöst­chen und Ämter wie ande­re im Herbst Pil­ze in der Sen­ne und hat kei­ne erkenn­ba­re Mei­nung zu der aktu­el­len Debatte.

Sie fin­det zwar, dass »der Kreis Höx­ter inmit­ten des Weser­berg­lands« ein »Para­dies für Wan­de­rer« sei und dass die Städ­te wie Höx­ter, War­burg, Bad Dri­burg und Horn-Bad Mein­berg »mit ihren Fach­werk­häu­sern bezau­bern«, aber das schnell­be­sohl­te SPD-Mit­glied rea­li­siert nicht, dass mit Wan­dern und Erho­lung und Pre­mi­um-Wan­der­we­gen zum Bei­spiel am Sil­ber­bach­tal und der Gau­se­kö­te bald Fei­er­abend ist. Über­haupt ist bei ihr außer Bla­bla und Mar­ke­ting-Sprech sub­stan­zi­ell nichts zu holen.

Mehr Sym­pa­thie geht doch gar nicht: Arne Brand, Kat­rin Frei­ber­ger, Jür­gen Berg­hahn (v.l.) zei­gen Zähne.

Na gut, das ist auch nach­voll­zieh­bar, wenn man sich den amtie­ren­den Kreis­vor­stand der lip­pi­schen SPD anschaut. Dort sitzt als Frei­ber­gers Stell­ver­tre­ter neben ande­ren Arne Brand, einer der Draht­zie­her der bru­talst­mög­li­chen Aus­beu­tung der Wald­land­schaf­ten zu Nutz und From­men des Wind­kar­tells. Brand ist all­ge­mei­ner Stell­ver­tre­ter des Vor­ste­hers des Lan­des­ver­ban­des Lip­pe mit Sitz im Schloss Bra­ke in Lem­go. Eben­so sitzt dort im Par­tei­vor­stand Andre­as Kuhl­mann, SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der in der Lan­des­ver­bands­ver­samm­lung. Nicht zuletzt auch Micha­el Zans, SPD-Frak­ti­ons­chef in der wind­kraft­be­sof­fe­nen Gemein­de Schlan­gen.

Brands Chef in der an Skan­da­len nicht eben armen kom­mu­na­len Kör­per­schaft ist Hans-Jörg Düning-Gast, der inter­es­san­ter­wei­se ein CDU-Par­tei­buch hat – viel­leicht soll­te sich der Mann mal mit sei­nem Par­tei­freund Herrn Haa­se kurz­schlie­ßen und sich eine Por­ti­on Ver­nunft abho­len. Hat er aber nicht vor, wie der Pivit hört. Ganz im Gegenteil.

Es meh­ren sich die Stim­men, die den Lan­des­ver­band Lip­pe für flüs­si­ger als flüs­sig hal­ten, ihn als teu­ren und schäd­li­chen Ana­chro­nis­mus anse­hen, der sei­ne Wur­zeln und sei­nen Auf­trag verrät.

Bayerin in Lippe zum Scheitern verurteilt

Woll­te die aus Bay­ern – genau­er: Mit­tel­fran­ken – stam­men­de Frei­ber­ger sich nun also rein theo­re­tisch gegen die aktu­ell lau­fen­de Offen­si­ve gegen Land­schaft, Tier­welt und Natur aus­spre­chen, hät­te sie sofort einen Groß­kon­flikt mit ihrem ein­fluss­rei­chen Genos­sen an der Backe. Will sie nicht. Wird sie nicht machen. Kann sie nicht gebrauchen. 

Sie hat eh schon nicht den Hauch einer Chan­ce gegen Chris­ti­an Haa­se. Sie müss­te den Wahl­kreis 135 direkt holen. Ich sag’s mal so: Eher friert die Höl­le zu. Auf die NRW-Lan­des­lis­te der SPD darf sie eben­falls nicht hof­fen. Da steht sie weit abge­schla­gen auf Platz 20. Das reicht nie und nim­mer. Eher fei­ert Johan­nes Rau Auf­er­ste­hung oder wird Boris Pis­to­ri­us doch noch Papst. Obwohl er das für sich aus­ge­schlos­sen hat. Vorläufig.

„Ich ken­ne die Sor­gen und Nöte, da ich als stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin mei­ner Hei­mat­stadt August­dorf tag­täg­lich mit ech­ten Men­schen und ech­ten Pro­ble­men in Kon­takt bin.“

Kat­rin Freiberger

Ja mei, dann wird sie halt mehr Zeit haben, mit ihrem Motor­rad durch die zer­stör­ten Kul­tur­land­schaf­ten in Lip­pe, Kreis Höx­ter, Güters­loh zu knat­tern und die Leu­te zu beschal­len. Mit der schö­nen MdB-Diät – seit dem 1. Juli 2024 monat­lich 11.227,20 Euro – wird es dann zwar lei­der nichts für die Bache­lor-Stu­den­tin mit dem bun­ten Lebens­lauf; da müs­sen wei­ter die ver­gleichs­wei­se mick­ri­gen kom­mu­na­len Sit­zungs­gel­der rei­chen. Aber sie hat Zeit, sich kom­mu­nal­po­li­tisch etwas auf­zu­schlau­en und raus­zu­fin­den, dass August­dorf mit­nich­ten eine »Stadt« ist, wie sie allen Erns­tes behaup­tet. Der Pivit als alter und ech­ter August­dor­fer gibt da ger­ne Nachhilfeunterricht.

Erfolgreicher Bayer in Lemgo: Markus Baier

Mit einem Wahl­er­folg der fern­stu­dier­ten baye­ri­schen Hotel­fach­frau ist also ganz sicher nicht zu rech­nen. Das haben Lands­leu­te der lip­pi­schen SPD-Hoff­nung schon viel bes­ser hin­ge­kriegt. Etwa bei der Bür­ger­meis­ter­wahl in Lem­go im Jahr 2020. Da hat der par­tei­lo­se Volks­wirt und Archi­tekt Mar­kus Bai­er, der für die CDU antrat, haus­hoch mit 52,7 Pro­zent der Stim­men gewon­nen. Als Orts­frem­der, als Nicht-Lip­per, als Bay­er. Der Pivit ver­zich­tet dar­auf, jetzt auf­zu­zäh­len, wer da an gestan­de­nen Sozi­al­de­mo­kra­ten aus Lem­go und Umge­bung vor fünf Jah­ren alles im Gra­be rotierte.

Bai­ers Mit­be­wer­ber von der loka­len (!) SPD kam nicht mal auf die Hälf­te der Stim­men des Regens­bur­gers – kläg­li­che 25,3 Pro­zent. IN LEMGO! In der alten Han­se­stadt eine Klat­sche, die man nur als pein­lich bezeich­nen kann. Das schafft nicht jeder. Der Mann hieß übri­gens – taraaa – Arne Brand.

Nur der Voll­stän­dig­keit hal­ber sei erwähnt, dass auch ein wei­te­res Kreis­vor­stands­mit­glied der SPD Lip­pe, der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Jür­gen Berg­hahn aus Blom­berg, nicht ein­mal auf Anfra­gen von Wahl­bür­gern zum aku­ten The­ma Wind­kraft im Wald reagiert. Ja ja, im Weg­du­cken macht den Sozis so schnell kei­ner was vor. Immer­hin tritt Berg­hahn ohne­hin nicht mehr an.
Pfi­at di und vergelt’s Gott!

Was des­sen desi­gnier­ter Nach­fol­ger, Juli­en Thie­de im Wahl­kreis 134 (Lip­pe I), von Wind­kraft im Wald hält, bleibt sein Geheim­nis. Aber die Nähe des Lem­goers zu ____ _____ (hier den Namen sel­ber ein­set­zen) im Schloss Bra­ke macht wenig Hoffnung.

Der Prinz im Kommunalparlament

Land­rat (vorn, l.) Leh­mann ehr­te 2024 lang­jäh­ri­ge Kreis­tags­mit­glie­der, dar­un­ter Ste­phan Prinz zur Lip­pe von der FDP (gel­ber Kreis). 

»Da dies also heut­zu­ta­ge Ertrag brin­gend nicht mehr mög­lich ist, habe ich nach einer Alter­na­ti­ve gesucht und bin auf die Wind­kraft gekommen.«

Ste­phan Prinz zur Lip­pe, war­um er nun in Wind­kraft macht und nicht mehr so sehr in Fich­ten­plan­ta­gen AKA Borkenkäferfutter

So, nun zur FDP. Kann man aber knapp zusam­men­fas­sen. Da kommt eben­falls nichts. Denn: Der zwei­te Haupt­ak­teur auf Sei­ten der Wind­kraft­lob­by, wenn es um den Teu­to und das Egge­ge­bir­ge geht, ist bekannt­lich Ste­phan Prinz zur Lip­pe. Ja, genau, der mit den fürch­ter­li­chen Plä­nen für die Gau­se­kö­te. Und der Groß­wald­be­sit­zer sitzt seit 20 Jah­ren für die »Libe­ra­len« im lip­pi­schen Kreis­tag. Nah an Infor­ma­tio­nen, nah den Ent­schei­dern. Die wie­der­um engs­tens mit den Ent­schei­dern beim Lan­des­ver­band im Schloss Bra­ke ver­ban­delt sind.

Noch Fra­gen? Nö.

Klingelingeling Klingelingeling, hier kommt der Eiermann

„Wir brau­chen eine mas­si­ve Beschleu­ni­gung des Aus­baus von erneu­er­ba­ren Ener­gien. Das ist not­wen­dig, um uns einer­seits unab­hän­gig zu machen von Ener­gie­lie­fe­run­gen aus schwie­ri­gen Staa­ten und ande­rer­seits als die not­wen­di­ge Ant­wort auf die Klimakrise.«

Robin Wage­ner

Zu den Grü­nen feh­len dem Pivit schon lan­ge die Wor­te. Die eiern rum, reden mit gespal­te­ner Zun­ge, wenn es um die furcht­ba­ren Fol­gen ihrer Wind­ener­gie-Poli­tik geht. Oder Krie­ge. Für bei­des zustän­dig wäre in Lip­pe der MdB Robin Till Nils Johan­nes Wage­ner aus Bad Sal­zu­flen. Der hat sich immer­hin neu­lich schon mal nach Horn-Bad Mein­berg bemüht, wo aktu­ell am Sil­ber­bach die Haupt­kampf­li­nie im regio­nal­plan­wid­ri­gen Angriffs­krieg gegen den schüt­zens­wer­ten Wald ver­läuft – man merkt: Der Pivit bemüht sich um eine Wage­ner-kon­for­me Rede­wei­se. Da tat er Augen- und Ohren­zeu­gen zufol­ge so, als hät­ten die Lan­des­ver­bands-Grü­nen mit den kri­ti­sier­ten Plä­nen nichts zu tun gehabt.

Tat­sa­che ist aller­dings: Wage­ner ist Mit­glied der Ver­bands­ver­samm­lung beim Lan­des­ver­band Lip­pe in Lem­go und hat laut Nie­der­schrift auch am 20. Novem­ber 2024 mit abge­stimmt – wie auch sei­ne Par­tei­freun­de Annet­te Pasch­ke-Leh­mann und Moritz Ile­mann. Und der Angriffs-Beschluss des Gre­mi­ums »Seit 5 Uhr 30 wird zurück­ge­sägt« fiel nun mal ein­stim­mig.[2]… was ganz grund­sätz­lich Ent­hal­tun­gen nicht aus­schließt. Das könn­te der Lan­des­ver­band aller­dings sehr schnell auf­klä­ren. Gab es Ent­hal­tun­gen in der Sache? Ja oder nein?

Man bil­de sich selbst ein Urteil, bevor die Wahl im Febru­ar ansteht.

Immer ganz nah am Wahl­bür­ger: Noch-MdB Robin Wage­ner (rechts) in Horn-Bad Meinberg.

Alles in allem ist das – von Aus­nah­men abge­se­hen – eine erbärm­li­che Vor­stel­lung der poli­ti­schen Klas­se der Regi­on. Aber auch bei Haa­se und der Höx­ter-CDU soll­te man vor­sich­tig sein und abwar­ten, wie belast­bar die ableh­nen­de Hal­tung zu den in vie­ler­lei Hin­sicht zer­stö­re­ri­schen Wind­kraft­plä­nen auf Dau­er tat­säch­lich ist. Immer­hin ist ihr Kan­di­dat aktiv gewor­den. Das kann man ihm nicht absprechen.

Sicher ist: In die­ser trau­ri­gen Ange­le­gen­heit ist von der SPD Lip­pe nichts zu erwar­ten. Gar nichts. Die ist, wie man auch in Det­mold ohne Lupe leicht erken­nen kann, kom­plett gleich­ge­schal­tet. Da sind die Akteu­re auf Ver­wal­tungs­ebe­ne unter ande­rem Bür­ger­meis­ter Frank Hil­ker und (Kurz­zeit-SPD-Mit­glied) Käm­me­rin Miri­am Mikus. Poli­tisch sorgt dort die Bezugs­grup­pe des ursprüng­lich ja aus Det­mold stam­men­den ____ _____ (hier den Namen sel­ber ein­set­zen) vom Lan­des­ver­band für den nöti­gen »Rücken­wind« für das Geschäfts­mo­dell von Lack­mann & Co..

SPD in Lippe total von der Rolle

Die einst stol­zen lip­pi­schen Sozi­al­de­mo­kra­ten sind ohne­hin völ­lig von der Rol­le. Das Per­so­nal­ta­bleau hat ein wenig Licht, ansons­ten nur viel Schat­ten. Das gilt nicht nur für Kan­di­da­ten, son­dern auch den Appa­rat und die immer weni­ger wer­den­den Orts­ver­ei­ne. Wer das noch anders kann­te – wie anno­da­zu­mal der Pivit – wen­det sich ab mit Grau­sen. Und jetzt kön­nen die Genos­sen noch nicht ein­mal mit einem Kan­di­da­ten für den bald frei­wer­den­den Land­rats­pos­ten auf­war­ten. Der Amts­in­ha­ber Axel Leh­mann (SPD) hat bekannt­lich aus gesund­heit­li­chen Grün­den ent­schie­den, nicht mehr anzu­tre­ten.

Dann hat nach lan­ger Suche auch noch der als gesetzt geglaub­te Kan­di­dat aus Hei­den­ol­den­dorf, der Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Den­nis Mael­zer, vor ein paar Wochen plötz­lich abge­sagt – eben­falls aus gesund­heit­li­chen Grün­den. Neben­bei gefragt: Kann der denn dann noch Land­tag? In den guten alten Zei­ten, als von den 16 Kom­mu­nen des Kreis Lip­pe 15 SPD-regiert waren (alle außer dem »geerb­ten« Lüg­de), wäre es ein Leich­tes gewe­sen, für Ersatz zu sor­gen. Lan­ge vor­bei. Nun ist guter Rat teu­er. Und die Uhr tickt. Aber viel­leicht möch­te ja jemand aus dem Schloss Bra­ke, etwa ____ _____ (hier den Namen sel­ber ein­set­zen), noch ein­mal sein Glück versuchen..?

Mög­li­cher­wei­se und mit sehr viel Glück in gut neun Mona­ten Land­rat in Lip­pe: Olaf Peterschröder.

Nein, nach Infor­ma­tio­nen des Pivit gehen die aktu­el­len Über­le­gun­gen in eine ande­re Rich­tung. Es scheint auf Olaf Peter­schrö­der zuzu­lau­fen. Ja, der Name klingt nicht eben lip­pisch. Ist er auch nicht. 

1973 wur­de Peter­schrö­der im ost­west­fä­li­schen Riet­berg gebo­ren. Er ist ver­hei­ra­tet und Vater von drei Kin­dern. Seit 2005 lebt er mit sei­ner Fami­lie im Weser­berg­land – zunächst in Holz­min­den, seit 2018 in Höx­ter. Seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten ist er Mit­glied der SPD und dort auch aktiv. Sei­ne Qua­li­fi­ka­ti­on für den Job auf dem Hid­de­ser Berg: Der pro­mo­vier­te Inge­nieur ist seit 2021 Vor­stand für die Fach­be­rei­che Jugend und Fami­lie, Bil­dung, Demo­gra­fie und Zukunfts­the­men sowie den Eigen­be­trieb Schu­len – beim Kreis Lip­pe.

Na bit­te, geht doch.

Aber das wäre ja fast so etwas wie ver­nünf­tig. Und das machen die Sozis daher sicher nicht. Da muss bestimmt erst noch ein alter Genos­se in den 60ern belohnt oder ver­sorgt werden.

Zum Anschluss hier noch eine gra­fi­sche Dar­stel­lung der Zukunft der SPD Lippe.

Dem­nächst: Immo­bi­li­en, Invest­ment­ban­ker, Money­mo­ver, Pri­vat­ban­ken – so ein Lan­des­ver­band kommt sel­ten allein

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 Höx­ter – Güters­loh III – Lip­pe II
2 … was ganz grund­sätz­lich Ent­hal­tun­gen nicht aus­schließt. Das könn­te der Lan­des­ver­band aller­dings sehr schnell auf­klä­ren. Gab es Ent­hal­tun­gen in der Sache? Ja oder nein?

3 Kommentare

  • Der Arti­kel beein­druckt durch prä­zi­se Recher­che und eine wohl­tu­en­de Klar­heit, die in der heu­ti­gen Debat­te um die Wind­kraft sel­ten gewor­den ist. Sie haben es geschafft, ein kom­ple­xes und emo­tio­nal auf­ge­la­de­nes The­ma struk­tu­riert und poin­tiert dar­zu­stel­len, ohne dabei den Blick auf die grö­ße­ren Zusam­men­hän­ge zu verlieren. 

    Ihre Ana­ly­se der poli­ti­schen Akteu­re und der Netz­wer­ke hin­ter der Wind­kraft­in­dus­trie zeigt Mut und Scharf­sinn. Sie schaf­fen damit eine Art Ban­ner, an dem sich all jene ori­en­tie­ren kön­nen, die im Kampf um Wahr­heit und Deu­tungs­ho­heit eine kla­re Linie suchen. 

    Blei­ben Sie stand­haft, denn sol­che Stim­men sind drin­gend not­wen­dig in einem Dis­kurs, der zuneh­mend von Oppor­tu­nis­mus und Inter­es­sen­kon­flik­ten geprägt ist.

  • Der Ver­gleich der Wind­kraft­de­bat­te mit Grenz­ver­läu­fen in krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen trifft ins Mark. Die Front­li­ni­en ver­lau­fen klar, und wie so oft blei­ben die wah­ren Opfer die Bevöl­ke­rung und die Wahr­heit. Die stra­te­gi­schen Kar­ten der Wind­kraft­lob­by erin­nern an geziel­te Über­grif­fe auf schüt­zens­wer­te Natur, wäh­rend poli­ti­sches Tak­tie­ren vie­ler­orts das Enga­ge­ment für Umwelt- und Arten­schutz verdrängt.

    Trau­rig ist, dass die Poli­tik mehr­heit­lich ver­sagt, kla­re Hal­tung zu zei­gen. Bür­ger­nä­he weicht Eigen­in­ter­es­sen, und Par­tei­en wie die SPD und FDP agie­ren viel­fach als Kom­pli­zen der Wind­kraft­in­dus­trie. Das­sel­be gilt für die Grü­nen, die sich in Wider­sprü­chen ver­hed­dern, wäh­rend Wald und Natur sys­te­ma­tisch geop­fert werden.

    Ein Hoff­nungs­schim­mer bleibt das kla­re Enga­ge­ment ein­zel­ner Akteu­re wie der CDU im Kreis Höx­ter. Doch die Fra­ge bleibt: Wie belast­bar ist die­se Posi­ti­on lang­fris­tig? Die Wäh­ler soll­ten genau hin­se­hen, wer han­delt, wer schweigt und wer profitiert.

    Am Ende ent­schei­det der Wahl­tag. Doch eines ist sicher: Die Zeit, die Kar­ten neu zu mischen, wird knapp.

  • Den Zustand der lip­pi­schen Regio­nal­po­li­tik bes­tens auf den Punkt gebracht.
    Sol­che, die poli­ti­schen Akteu­re ermah­nen­den Bei­trä­ge wür­de man sich in den Blät­tern der Regio­nal­pres­se wünschen…

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