Verraten und verkauft

Was für ein schö­ner Mor­gen, mit etwas Blau am Him­mel und eini­gen wei­ßen Wölk­chen über unse­rem Buchen­wäld­chen. Der Bunt­specht genießt am Fut­ter­haus an der alten Pflau­me sein Frühstück …

Auch der Pivit hat sein Früh­stück hin­ter sich und nun Zeit, ein paar Gedan­ken zu for­mu­lie­ren.[1]Könn­te Spu­ren von Pole­mik ent­hal­ten. Die­sen Text muss auch nie­mand tei­len. Nir­gend­wo.

Es scheint, als wenn noch nicht allen klar ist, was hin­sicht­lich Wind­kraft im Wald hier und über­all im Land die Stun­de geschla­gen hat. Es ist eine Minu­te vor zwölf, und auch der Sekun­den­zei­ger hat nur noch eine kur­ze Stre­cke vor sich. Wenn das Wind­kraft-Kar­tell den bean­trag­ten Vor­be­scheid in der Tasche hat, ist der Drops gelutscht. Davon kann man ausgehen.

Man­che tun aber so, als wäre noch Zeit zum Dis­ku­tie­ren und Abwä­gen, für Hin­ter­grund­ge­sprä­che und Anti­cham­brie­ren bei die­sem und jenem. Da wird das Einer­seits und das Ande­rer­seits befin­gert und beäugt bis zum Erbre­chen. In ähn­li­chen Zir­keln wird die Fra­ge ven­ti­liert, ob ein biss­chen Wind­kraft im Wald nicht viel­leicht doch ganz okay ist und wenn ja wie und wo…

Dabei ist längst son­nen­klar, ganz lang­sam zum Mit­schrei­ben: Es gibt kei­ne Ein­zel­fäl­le. Das ist eine geplan­te Groß­of­fen­si­ve. Und wer sich dem nicht in den Weg stellt, macht sich mitschuldig.

Eini­ge brü­ten da stun­den­lang in Hin­ter­zim­mern über ihren rachi­ti­schen Papie­ren und Pres­se­mit­tei­lun­gen, in denen vor lau­ter Aus­ge­wo­gen­heit und poli­ti­schen Rück­sicht­nah­men am Ende gar nichts mehr steht und die in den Redak­tio­nen fol­ge­rich­tig so butz im Papier­korb lan­den – dem rea­len oder dem digitalen. 

Apro­pos digi­tal: Wo es tat­säch­lich gera­de jetzt nur ein The­ma geben dürf­te, wer­den auf ihren Inter­net­sei­ten von denen, die qua­si qua Amt den Wald bedin­gungs­los schüt­zen müss­ten, blo­ße Belang­lo­sig­kei­ten auf dem Titel gespielt – ganz bewusst. Wer’s nicht glaubt, soll sel­ber nach­se­hen. Ande­re aus der Sze­ne sol­len sogar Erge­ben­heits­adres­sen an die Schloss­her­ren zum Bei­spiel in Lem­go-Bra­ke schrei­ben, die der­zeit den gigan­ti­schen »Wind­park« über dem Sil­ber­bach­tal pla­nen und vor­an­trei­ben.

Kann klop­fen ohne Ende und kriegt noch nicht mal Kopf­schmer­zen. Bunt­specht in unse­rem Garten.

Da wim­melt es in der (prin­zi­pi­el­len) Geg­ner­schaft von Wind im Wald, die eigent­lich einig sein soll­te, vor Neben­kriegs­schau­plät­zen, Minen­fel­dern und Stol­per­dräh­ten, Eifer­süch­te­lei­en und Revier­kämp­fen und fal­schen Fuff­zi­gern. Da sur­fen eini­ge auf ihren Ego­boards die Wel­le und sind auf nichts ande­res bedacht, als dar­auf, die Deu­tungs­ho­heit zu behal­ten, der ein­zig wah­re Apos­tel zu blei­ben und alle ande­ren weg­zu­bei­ßen. Oder man hört auf Dia­log­ver­an­stal­tun­gen zu dem The­ma wie neu­lich in Pader­born absei­ti­ge Rede­bei­trä­ge, bei denen man nicht weiß, ob da jetzt wirk­lich ein beru­fe­ner Natur­schüt­zer spricht oder nicht eher ein Mit­ar­bei­ter von WestfalenWind.

»Das Leben des Brian« lässt grüßen

Und ja, natür­lich gilt wie immer: Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel. Ein­zel­ne red­li­che, wacke­re Kämp­fer gibt es in allen Ecken des Krei­ses, haben aber einen schwe­ren Stand, ste­hen sich teils auch selbst im Weg oder fin­den kein Gehör. Denn da sind ja nicht nur die Kol­la­bo­ra­teu­re, son­dern da ist die trä­ge, brei­te Mas­se, die schweigt und so tut, als gin­ge sie das nichts an. Falsch gedacht. Löb­li­che Aus­nah­me: Horn mit der Bür­ger­ver­samm­lung vom 10. Dezem­ber. Ob das trägt, ist aber mehr als frag­lich. Es gibt reich­lich retar­die­ren­de Momente.

Manch­mal kommt man sich vor wie in »Das Leben des Bri­an«. Da riva­li­siert die »Volks­front von Judäa« mit der „Judäi­schen Volks­front“ – man erset­ze gedank­lich »Judäa« mit »Lip­pe«. Auch die Mas­sen­kreu­zi­gung wird bald schon so ähn­lich statt­fin­den; nur der Text vor Beginn der Ver­an­stal­tung wur­de geän­dert: »Durch die Tür hin­aus, zur lin­ken Rei­he, jeder nur ein Wind­rad!« Hier aller­dings Realsatire.

Und die­se Spiel­chen von par­tei­po­li­tisch unter­wan­der­ten Bün­den und Ver­bän­den wer­den so noch lan­ge wei­ter­ge­hen; sicher auch dann noch, wenn bereits die ers­ten Beton­mi­scher über die Leo­pold­s­ta­ler Stra­ße Rich­tung Sil­ber­bach rollen.

Auf wen soll­te man sonst zäh­len? Die Poli­tik? Die ist gründ­lich durch­kor­rum­piert, ideo­lo­gisch defor­miert, ver­lo­gen, völ­lig ver­blen­det. Die »vier­te Macht im Staat«? Nie­mals. Die Lokal­pres­se hat sich schon vor Jah­ren auf die fal­sche Sei­te geschla­gen und macht nicht mal ein Hehl dar­aus, kuschelt mit den Lokalbon­zen und ver­kack­ei­ert die Leser­schaft. Geneh­mi­gungs­be­hör­den? Wohl kaum – der Name sagt ja schon alles. Und die kon­sens­be­sof­fe­nen Natur­nicht­schüt­zer wur­den bereits erwähnt.

Wald und Flur und die Men­schen gleich mit sind ver­ra­ten und ver­kauft – in OWL und weit dar­über hinaus.

Ach kuck: Das Dom­pfaff­pär­chen, wie stets unzer­trenn­lich, hat sich am Fee­der ein­ge­fun­den. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat auch der Bus­sard wei­ter hin­ten auf sei­nem Ansitz Platz genom­men und scannt die Wie­se vor den Bie­nen­stö­cken. Das Gegen­licht ist auch so schön. Dann wird der Pivit mal die Kame­ra holen gehen.

🎄 Fröh­li­che Weih­nach­ten aller­seits![2]Ja, das kann auch als Abschieds­gruß gel­ten.

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1 Könn­te Spu­ren von Pole­mik ent­hal­ten. Die­sen Text muss auch nie­mand tei­len. Nirgendwo.
2 Ja, das kann auch als Abschieds­gruß gelten.

2 Kommentare

  • Wie der Pivit trotz all der so tref­fend beschrie­be­nen Miss­stän­de noch so posi­tiv blei­ben kann, ist mir ein Rät­sel. Bit­te auch in 2025 nicht locker las­sen. Unse­re Natur und Umwelt wird es uns dan­ken, auch wenn es nur die aller­we­nigs­ten wahr­neh­men kön­nen oder wollen.

    Fro­he Weih­nach­ten zurück!

    .S. Ich wün­sche mir von mehr Mit­bür­gern mehr Zivil­cou­ra­ge. Es heißt oft: »Der Klü­ge­re gibt nach.« Doch müs­sen wir wirk­lich stets dem Wil­len der Unver­nünf­ti­gen fol­gen? Marie von Ebner-Eschen­bach sag­te tref­fend: »Der Klü­ge­re gibt nach! Eine trau­ri­ge Wahr­heit, sie begrün­det die Welt­herr­schaft der Dummheit.«

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