Falls die Pläne für 13 gigantische Industriewindanlagen – Nabenhöhe 167 Meter, insgesamt 245 Meter hoch (!) – auf dem Kamm des Teutoburger Wald auf dem Gebiet von Detmold, Schlangen und Horn-Bad Meinberg realisiert werden, wird mit das erste Opfer die Adlerwarte Berlebeck sein.
Eine touristische Attraktion ersten Ranges, die Detmold in Jahrzehnten weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hat und jährlich etwa 80.000 Besucher aus aller Welt anzieht. Der Magnet schlechthin: die Freiflugvorführungen zweimal täglich.
Damit wäre ganz sicher Schluss, weil selbstredend kein verantwortungsbewusster Falkner seine Schutzbefohlenen aufsteigen lassen würde, wenn in unmittelbarer Nähe die Riesenrotoren darauf warten, die Tiere zu töten.
Auch Rang und Ruf der Einrichtungen als Aufzucht- und Pflegestation für Greife und Eulen wären unrettbar verloren. Die Betriebsgenehmigung übrigens auch.
Europas älteste Greifvogelwarte könnte dichtmachen.
Nicht zu vergessen: Die städtische Einrichtung liegt mitten in einem von zwei Gebieten in NRW, die als „Hotspots der biologischen Vielfalt“ bewertet werden – zusammen mit der Senne. Es handelt sich »deutschlandweit um eine von insgesamt nur 30 Regionen, die eine besonders hohe Dichte und Vielfalt an charakteristischen Arten, Populationen und Lebensräumen aufweisen.«[1]Bundesamt für Naturschutz
Außer der Adlerwarte als solches wäre die Wildtierpopulation nicht nur abstrakt, sondern konkret bedroht. »Im LANUV-Fachbeitrag zum Regionalplan OWL wird die Bedeutung des Gebietes für gefährdete und geschützte Tierarten nachgewiesen. Im Rahmen der UVP, der FFH-Verträglichkeitsprüfung bzw. auch der artenschutzrechtlichen Prüfung sind die Auswirkungen auf diese Arten zu prüfen. Besonders zu beachten sind dabei 11 Fledermausarten, Rotmilan, Schwarzmilan, Wespenbussard, Fischadler und Schwarzstorch. Über die Gauseköte fliegen regelmäßig zur Zugzeit verschiedene Greifvogelarten wie Rot- u. Schwarzmilan, Wespenbussard und Fischadler, zum Teil in stattlichen Zahlen.«
Im Detail ist die naturschutzfachlich an Eindeutigkeit nicht zu überbietende ablehnende Stellungnahme des Landesbüros der Naturschutzverbände hier nachzulesen.
Aufschlussreich ist auch die Stellungnahme der Bezirksregierung vom Juli diesen Jahres an den Kreis Lippe. Sie legt sich nicht wirklich fest, steckt aber einen sehr engen Rahmen. Dabei ist der skeptische Grundton hinsichtlich der Planung nicht zu überhören. Daran ändert auch die politische Nähe der Leitung des Hauses zum Besitzer der fraglichen Waldflächen nichts. Oder sollte es zumindest.
Was die Adlerwarte angeht, ist es überdies schwer nachzuvollziehen, dass ausgerechnet derjenige, der mit seinen Waldflächen im Teuto einen gehörigen Reibach im Windschatten des »Klimaschutzes« machen will, zugleich der Vorsitzende der Adolf-Deppe-Stiftung ist. Die trägt den Namen des Gründers der Adlerwarte und hat sich nach eigenen Angaben den Artenschutz auf die Fahnen geschrieben.
Zweck der Adolf-Deppe-Stiftung ist der Natur- und Artenschutz. Diese Aufgabe wird erfüllt durch Zuschüsse an Institutionen, die im Natur- und Artenschutz tätig sind. Die Aktivitäten dieser Organisationen oder Institutionen sollen bevorzugt in Lippe und den angrenzenden Regionen sein.
Realsatire vom Feinsten. Man könnte es sich nicht schöner ausdenken. Reden und Tun liegen eben öfter als man denkt meilenweit auseinander. Ob das im Sinne der fürstlichen Vorfahren ist?
Gemäß den Vorgaben der Raumordnung und Landesplanung, hier im Gebietsentwicklungsplan sachlicher Teilabschnitt Windenergie aus dem Jahr 2000, sind Waldflächen „Tabuzonen“ und zusätzlich auch die Kammlagen des Teutoburger Waldes von Windenergieanlagen freizuhalten.
Begründung zur Flächennutzungsplanänderung Nr. 12
„Konzentrationszonen für Windenergieanlagen“
Letztlich wichtiger sind allerdings die geltenden Beschlüsse zur Ausweisung von Flächen für Windkraft in und um Detmold. Und die sind unmissverständlich: Der Teuto ist tabu.
Anmerkungen
↑1 | Bundesamt für Naturschutz |
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